Meine lieben Freunde und Interessierte,
mit dem Abschneiden von Rechtsaußen bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen hat sich nicht,
wie möglicherweise Einige denken würden, etwas 'Neues' aufgetan.
Es hat sich nicht eine neue Richtung entwickelt, es ist nicht eine neue gesellschaftliche Farbe dazugekommen.
Diese Wahlergebnisse sind der Spiegel und die Konsequenz aus einem Prozess der
Emanzipation,
von etwas Altem.
Es ist eine sehr alte, generationenalte, Geschichte.
Diese Leute in Thüringen z.B., die da jetzt rechtsaußen wählen,
waren schon vorher genau an dieser Position.
Sie, die Väter und Vorväter waren schon vor dem Dritten Reich des Naziregimes lokal denkende Patrioten.
Lokales Patriotentum ist eine allgemeine Eigenschaft des Menschen überall auf der Welt.
Es gibt immer auch einige verhärtete Typen von Mensch.
Wenn da genau solche Stimmen der alten Zeiten hörbar werden, die verachtende Politiker wählen,
das sehen wir ja auch in Frankreich oder Italien, zeigt das, es gibt überall an den Rändern, auch
in der hintersten Ecke im Osten Deutschlands, diese alten intoleranten, sehr verwachsenen Strukturen.
Und zwar schon Immer.
Es zeigt uns;
leider ist unsere moderne und weltoffene, freundliche und die Menschwürde hoch achtende
Welt der Aufklärung
bis heute nicht in alle Winkel des Europas unserer Zeit durchgedrungen.
Auch in Deutschland nicht, diese hinteren Winkel, die gibt es.
"Unter diesem Aspekt sehe ich heute z.B. "Asterix&Obelix" auch deutlich kritischer und mit weniger Zuneigung.
Diese 'Hochburg des lokalen Widerstandes' Idee, klingt lange nicht mehr so symphatisch wie in den 70'ern, als
ich den "lokalen Widerstand" noch als Teenie mit der 68'er Ideologie verbinden konnte, für eine mehr aufgeklärte modernere Welt,
in einer gebräunten Bundesrepublik,
mit einem Bundeskanzler der zuweilen auch faschistoide Tendenzen zeigte."
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Im Falle von Thüringen sehe ich bei den Rechtsaußen-Wählern, erst mal, eine bestimmte Mentalität die sich so ein Lokalbewusstsein,
eventuell ein Rassebewusstsein, aber auf jeden Fall eine abgeschottete, misstrauische bis fremdenfeindliche
Gesinnung erhalten hat.
Diese Leute waren mit preußischem Militarismus ebenso freund wie mit ihren völkischen lokalen Gebräuchen.
Und das Naziregime war dieser Art Mensch, buchtsäblich im Hinterwald, überhaupt kein Dorn im Auge.
Selbst der kommende Krieg,
Tod und Elend, der Verlust eigener Körperteile, konnte und kann Manche nicht zur menschlichen Vernunft
bringen.
"Da steckt noch das Mittelalter 'drin, als Leute noch als Hexen verbrannt werden durften."
Dunkles böses Mittelalter, aber in der heutigen Zeit.
In wie vielen Köpfen schwirrt so ein Mittelalter noch herum, wieviele wünschen sich insgeheim eine Zeit,
in der sie frei Andere denunzieren könnten, die dann auf dem Scheiterhaufen landen.
Und so konnten auch die Jahrzehnte unter dem kommunistischen Regime der DDR diese Leute nicht
ändern oder vertreiben. Die haben sich einfach ihre extrem kurzichtige nationalistische Gesinnung
ruhig erhalten.
"Nein, so ein paar Jahrzehnte Kommunisten-Regime können einer derartig lokalistisch-nationalistischen Gesinnung
nichts anhaben! Da hält man den Kopf unten, spielt brav mit, da fällt das nicht auf, wenn da in manchen Gegenden
die Dörfer und Städte der DDR noch voller Nazis waren."
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Jetzt sind wir in einer Situation, dass diese Alten, deren Kinder und Kindeskinder aufs Neue fremdeln, mit dem großen Land und den Leuten
die sie umgeben.
Sie fühlen sich wieder fremd, unsere vielschichtige Bundesrepublik fühlt sich fern an,
nicht viel anders als zu Zeiten des DDR Regimes.
"Eine Bundesregierung, sofern sie nicht zu
min. 60 Prozent aus nationalistisch-ländlich-thüringischer Bevölkerung bestünde, wird dem nationalistisch-ländlichen thüringischen Menschen
immer fremd sein."
Da kommt Frust auf und die Menschenwürde bleibt schneller auf der Strecke als es sich mancher urbane aufgeklärte
Geist vorstellen mag.
"Jetzt wo die Hinterwäldler erkannt haben, dass sie wählen dürfen
und es tatsächlich auch gezählt wird,
sich in einer Situation wiederfindend, in der eine moderne bewegte Gesellschaft mit einer
modernen aktiven Bundesregierung soviel Umdenken erwartet,
dass sie, die Hinterwäldler, damit überfordert sind (alles was über berufliche,
familiäre aber vor allem direkte persönliche Vorteile hinausgeht,
soziales Bewusstsein, Kultivierung, Bildung, Umwelt
überfordert diese Leute geistig),
bricht sich der Frust bahn.
Sie wählen jetzt nach fast 100 Jahren gefühlter Fremdbestimmung,
ihrer ursprünglichen Gesinnung entsprechend,
--das ist der oben erwähnte Prozess der Emanzipation--
eine Partei, die sich gegen die Bewegung in die Moderne, ins Kosmopolitische, richtet
und dem Willen lokaler Bedürfnisse entsprechend, intolerant,
und entwicklungsfeindlich auftritt.
Die vor Allem eines tut, einfach den Menschen nach dem Munde redet,
solange sie nur irgendwie zu locken sind."
Wir sind eine Gesellschaft, die - in sich- den Weg der Moderne darstellt, die diesen Weg ohne ein Zurück vorangeht,
was z.B. bedeutet, das traditionell gescholtene gesellschaftliche Minderheiten Anerkennung erfahren, das Behinderte in der Familie
nicht im Keller versteckt werden,
sondern es vielleicht zu den Paralympics schaffen, und der (zu große) Hundewurf oder Katzenwurf irgendwo im ländlichen Nirgendwo nicht mehr
an die Garagenwand geklatscht wird. Hart? Aber leider noch Realität.
Unsere Gesellschaft lebt auf eine sehr offene, auf einen aufgeklärten Verstand setzende, über praktisch
jeden Lebensbereich Diskurs führende, Weise.
Alles worüber ein vertrauender, ein offener Mensch reden möchte, wird besprochen.
Mit einer grundsätzlich zugewandten,
zu allgemeiner Hilfsbereitschaft neigenden Tendenz.
Öffentlich zu hetzen, sich zu verweigern und durch Gewalt zu sprechen,
ebenso öffentlich die eigene Dummheit und Boshaftigkeit zur Schau zu stellen, wird im gesellschaftlichen Konsenz,
nicht toleriert.
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Es ist ein nettes Paradoxon.
Diese bundesrepublikanische Gesellschaft der 80'er Jahre,
diese von rechten Strömungen verschmutzte, hart leistungsorientierte Ellenbogengesellschaft,
in der noch eine 'harter Mann' Mentalität dominierte und das teils gern gesehen wurde,
und mit Rücksichtslosigkeit und Rohheit, fern von Menschenwürde,
die humanen Bewegungen es noch viel schwerer hatten als heute.
Eine viel mehr rechtskonservative Gesellschaft, in der Manche das Treten auf andere Lebensansätze,
nicht ungern gesehen haben.
Diese Gesellschaft ist es, die sich Einige im Osten vorgestellt, gewünscht hatten.
Eine große schmutzige, auf Schwarz- und Braunkohle bauende, erz-rechtskonservative Bundesrepublik. Einig darin, alles Alternative,
jede freiheitliche gesellschaftliche Bewegung, jede unerwünschte wissenschaftliche Erkenntnis, zu verdammen, um ein großer Haufen
ewig unzufriedener unerzogener Hinterwäldler bleiben zu dürfen.
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Nur, meine lieben Freunde;
diese alte Gesellschaft ist mit der Wiedervereinigung Deutschlands gleichfalls
Geschichte geworden!
1989, mit der Wiedervereinigung Deutschlands, beginnt gleichermaßen der Weg aus dem gesellschaftlichen Verhaftet sein
der früheren Jahre.
Das was sich Einige im Osten gewünscht hatten, ist ihnen schnell wieder fremd geworden.
Ein paar waren selbstverständlich überhaupt skeptisch ob diese Wiedervereinigung gut wäre.
Und so sind sie selbst -- etwas tragisch, wenn man so will -- gleichermaßen der Auslöser für das worüber sich sie sich heute ärgern;
Eine weltoffene, vielfältige, nicht mehr verhärtete Gesellschaft in einem vereinigten Land, in der so viele Menschen wie nie zuvor
ein gutes und gesichertes, ein akzeptiertes Leben führen können.
Es ist nicht mehr unser Land, nicht mehr unsere Gesellschaft, in der eine schwarzbraune kleine Polit- und Wirtschaftskaste den Weg bestimmt, die Massen für sich ruhig hält und sich im Stillen
oder offen als eine Art 'Elite' der Gesellschaft zu erkennen vermag.
Die meisten Menschen haben das glücklicherweise aber verstanden, und haben sich, so wie die Gesellschaft es tut;
weiterentwickelt, mehr hin zum Menschen.
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Lasst mich zum Schluß anmerken;
mit Erkenntnissen zu den thüringischen und sächsischen Wahlen ist es nicht getan.
Wir müssen davon ausgehen, dass sich infolge eines Echoeffekts überall in der Bundesrepublik Stimmen erheben, die einen dunklen Ton
aus den Jahren der Ellenbogen erklingen lassen, Feindseligkeit zeigen werden.
Auch diese Welle müssen wir angehen, über uns ergehen lassen und auslaufen lassen,
wie es ein guter Deich vermag.
Wir sollten währenddessen unseren klaren Fokus behalten und die Kraft die aus dem Inneren kommt wieder
freispülen und kultivieren, die Leidenschaft, das Vertrauen nach außen tragen.
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